Ein persönlicher Appell an das Durchhalten
Wer hätte im Januar damit gerechnet, dass Gedanken um Homeschooling, also, wie man Kinder zuhause unterrichten kann, beinahe zum Alltag bei Eltern und Lehrern werden. In Deutschland, wo wir uns noch vor wenigen Jahren darüber amüsierten, dass die Regierung unseren digitalen Alltag als #Neuland bezeichnete. Unzumutbare Belastung? Oder ergeben sich daraus vielleicht sogar Chancen?
Am Tag als Deutschland den Atem anhielt – 22. März 2020
Am 22.03.2020 traten das große Paket von Corona-Maßnahmen inkraft. Kontaktbeschränkungen und Betriebsschließungen waren die einschneidendsten Maßnahmen. Nach Tagen der Spekulation und Unsicherheit darüber, was kommen wird, hatten sich Bund und Länder auf ein massives aber immer noch Freiheit bewahrendes Maßnahmenpaket geeinigt. Lockdowns wie in Spanien, Italien oder gar China wurden vermieden. Doch eines konnte man nicht verhindern: Die Schulen waren plötzlich dicht und damit die Kinder daheim. Quasi über Nacht brachen dank Corona neue Zeiten an. Eltern versuchten sich gezwungenermaßen als Teilzeitlehrer im Wohnzimmer und Hobbypädagogen im Esszimmer. Nebenbei noch zur Arbeit fahren oder im Home Office die eigenen Abläufe neu strukturieren. Das hat einiges mit den Familien gemacht. Und alle haben voneinander gelernt.
Dank Corona mit der Zeit gehen – auch wenn’s weh tut?
Die Reaktion unseres damals Siebenjährigen werde ich nie vergessen, als wir ihm erklärten, was passiert war. In den Augen ein offensichtliches Wechselspiel der Gefühle erkennbar – zwischen purer Freude, weil er nicht mehr in die Schule musste und purer Verzweiflung, weil auch er genau wusste, dass niemand “nur so” die Schulen schließt. Ein Moment zwischen High-Five und der Erwartung einer Sicherheit spendenden Umarmung. Beides gab’s.
Von heute auf morgen: für Monate schließen also die Schulen und die Eltern zu Hause müssen in die Rollen von Lehrkräften schlüpfen. Home-Schooling, Schule zu Hause – und das, wo schon seit Jahren viele Kinder auch ihre Hausaufgaben in der Schule erledigen und Schule zu Hause oft nur noch aus Lesen (üben), Einmaleins-Reihen abhören und Überprüfen des Schulranzens besteht. Vorbei war es also mit der bequemen, marktgerechten Ganztagsbetreuung.
Von einem Tag auf den anderen landeten Wochenpläne oder Arbeitsblätter, Lernaufträge oder Video-Termine auf dem Wohnzimmertisch und sollte mit den Kindern abgearbeitet werden. Gleichzeitig erwartete der Arbeitgeber Home-Office und in vielen Familien hielt die Sorge um den Arbeitsplatz und die Gesundheit Einzug. Der Druck für alle war enorm. Genauso wie die Gewissheit darüber, dass man es an irgendeiner Stelle nur falsch machen könnte. Jeder musste also seinen Weg finden. Sowohl die, die für alle daheim Arbeitenden und Lernenden einzelne Anbieter anbieten können, wie auch die, die zu dritt in einem einzigen Raum ihren eigenen Home-Office- und Home-Schooling-Alltag auf die Reihe bekommen mussten.
Homeoffice während Homeschooling – Gratwanderung zwischen Mitgefühl und Durchdrehen
Trotzdem haben es alle irgendwie geschafft – daraus gelernt, was geht und was nicht geht. Natürlich auch das, was sie für künftige, ähnliche Situationen wissen sollten. Als Elternteil war man also doch meilenweit vom Lernalltag der Jüngsten entfernt. Auf einmal wurde klar, dass man als Elternteil meilenweit weg ist, vom Lernalltag. Die Google-Trends zeigten schnell: Menschen suchten plötzlich nach Alltagstipps zum Umgang mit ihren eigenen Kindern. Wer hätte das gedacht? Auch wenn es erstmal anders klingt: Es ist eben kein Armutszeugnis für die betreffenden Eltern, sondern eines für die gesamte Gesellschaft. Einen sozialen Supergau brauchte es leider, um zu erkennen, dass wir aus Schulen gezwungenermaßen Ganztagsverwahranstalten für die Kinder gemacht haben – um unserem geschäftigen Alltag nachgehen zu können.
Back to the roots? Corona erdet uns
Wie ein Erden der Gesellschaft erscheint es rückblickend – obwohl noch mittendrin. Ein bisschen “back to the roots”. Ein bisschen “das haben wir nun davon”. Andere, das muss leider auch gesagt sein, haben während Corona vollends die Erdung verloren und heben steil ab in esoterische Sphären oder an noch schlimmere Ufer. Das ist allerdings ein Thema für sich.
Vielleicht sollten wir Corona auch als Chance sehen. Zumindest die von uns, die ohne ernsthafte Erkrankung durchgekommen sind oder gar jemanden verloren haben, an das Virus und die Unzulänglichkeiten der Politik. Ja, eine entbehrungsreiche Zeit. Und doch eine Zeit, in der wir zueinanderfinden. Wir haben Weihnachten ohne das Tohuwabohu von Großfeiern verbracht, die in vielen Fällen mit einem ausgewachsenen innerfamiliären Grundsatzkrieg enden, der meist erst kurz vor Ostern beigelegt ist. Ja, und da war auch Ostern. Zweimal. Zweimal “im engsten Kreis”. Wobei sich das mit Kindern tatsächlich als sehr gut machbar erwiesen hat. Eier suchen, spazieren gehen, an der frischen Luft. Eigentlich alles wie immer – nur ohne davor und danach die Kinder in einem Restaurant permanent zur Ruhe mahnen zu müssen, weil dort die ganze Familie zu Speisung sitzt. Nein, das soll nicht darüber hinweg täuschen, dass es langsam Zeit wird, dass Corona effektiv bekämpft wird. Nicht Larifari. Einfach mal richtig. Wir wären dabei!
Zurück zum Homeschooling – Oder Wechselunterricht – oder so
… oder nichts und von allem etwas. Wenn die Maßnahmen eines gemacht haben, dann, unsere Kinder im Stich zu lassen, damit der Wirtschaftsmotor weiter rollt, Dividenden ausgeschüttet und Renditen erwirtschaftet werden. Ist doch klar. Für zum Beispiel die Aktienrente muss ja eine Basis geschaffen werden. Unsere Kinder schicken wir unterdessen in Schulen, die mit mehr oder weniger brauchbaren Schnelltests nur die tatsächlich symptomatischen Kinder “aus dem Verkehr” ziehen. Alles freiwillig. Und irgendwie auch nicht – wer sein Kind nicht testen lassen will, der kann es von der Präsenzpflicht befreien lassen. Das Formular gibt man dann morgens bei der Klassenlehrerin ab. Alles keine richtige Lösung. Bei Inzidenz 165 soll ohnehin Schluss damit sein und so wird es sicher wie das Amen in der Kirche sein, dass wir uns bundesweit auf eine nächste große Runde Distanzunterricht einstellen dürfen. Das wird ein Spaß!
Wir konnten alle einiges daraus lernen. Sei also vorbereitet.
Nein, ich kann und werde hier jetzt nicht die Geheimnisse verraten, wie wir die letzte Homeschooling-Phase durchgezogen haben. Weil’s da nämlich nicht viel gibt. Denn wir waren genauso aufgeschmissen, wie alle anderen auch.
Die Top 3 To-Dos für Homeoffice mit Homeschooling
- Netflix-Abo prüfen
- Internettarif mit höherer Bandbreite wählen
- Kaffee, Tee und für den digitalen Elternabend Schnaps vorrätig haben
Den mentalen Zustand nicht vergessen
- Entspannt bleiben – Stress ändert für keine der beteiligten Parteien (Eltern + Kinder) etwas an der völlig verkorksten Situation
- Zuversichtlich bleiben – es werden andere Zeiten kommen. In der können wir nachholen, was uns jetzt entgeht. Am besten, wenn wir uns nicht anstecken und hinterher z. B. an Longcovid leiden oder noch Schlimmeres erleiden.
- Vorsichtig bleiben – glaube nicht alles, was dir Esoterikfans weiß machen wollen. Es gibt keinen “great reset“. Das würde nämlich bedeuten, dass die Politik einen Plan hätte; den hat sie nicht, wie wir seit einem Jahr lernen durften.
Was auch immer du tust, bleib bitte einfach gesund!
Diverse Onlineprojekte, Blogs, Webseiten und was weiß ich, habe ich schon früh gestartet. Nie mit Ambitionen, davon zu leben, sondern um meine Erfahrungen und Ansichten weiterzugeben. Und zwar nicht in erster Linie für Nerds, die ohnehin laufende Tech-Enzyklopädien sind, sondern für “Normalos”. Als Betreiber, Autor, Webmaster (und was hier sonst alles noch anfällt), kann da einige Zeit drauf gehen. Spaß macht’s.
Familienvater, Tech-Enthusiast, Klugscheißer, Trekki, Whovian, Sportler, Leser, Schreiber, Denker – gelegentlich Sparbrötchen und Meckerziege, aber immer mit Spaß bei der Sache.
Sprachen: Deutsch (Muttersprache), Englisch, Russisch (Selbstlerner)
Wenn du mich beeindrucken willst, erzähl mir etwas Neues über Star Trek, Dr. Who oder beweise mir, dass Flacherdler wirklich recht haben. Kurzum, ich bin eigentlich ganz normal und freue mich über jeden Besucher meines Blogs.