Realität 2.0: Datenschutz in der Praxis – DS-GVO & Co.

Als Blogger surfe ich viel. Immer auf der Suche nach interessanten Themen und Persönlichkeiten. Zwangsläufig besuche ich unzählige Websites und Blogs. Ich bin zudem schon seit Jahren in datenschutzsensiblen Berufen aktiv. Ein Gespür für Datenschutz habe ich da entwickelt. Manche Anforderungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO / GDPR) wollen mir trotzdem nicht einleuchten. Dennoch gilt: An Gesetz und Ordnung (auch eine Verordnung) ist sich zu halten.

Offizielle Zahlen von Statista zur DSGVO

Statista bringt Anfang Oktober die Zahlen zur Umsetzung der DS-GVO heraus. Und sie stimmen mich nachdenklich.

Die Statistik zeichnet folgendes Bild:
37 % – größtenteils umgesetzt
35 % – teilweise umgesetzt
6 % – gerade damit begonnen
3 % – weiß nicht
0 % – noch nicht damit begonnen
20 % – vollständig umgesetzt und Prüfprozess etabliert
(Quelle: de.statista.com)

Besonders erschreckend: Immer noch rund Hälfte aller befragten Unternehmen gibt an, nichts oder kaum etwas unternommen haben. Wie kann das sein?

Schlechte DSGVO-Zahlen noch zu gut

Fakt ist auch: Selbst diese schon in sich erschreckenden Zahlen liegen fern ab der Realität.

Lediglich 504 Unternehmen ab 20 Mitarbeitern gaben eine Meinung ab. Das ist nicht aussagekräftigt. Es ist nicht repräsentativ. Es spiegelt auch nicht die eigentlichen Risiken um den Datenschutz wieder. Klein- und Kleinstbeitriebe sind augenscheinlich außenvor geblieben. Diese werden und wurden nicht befragt. Können wir bei gerade einmal 500 Befragten von einer Statistik sprechen?

Große Unternehmen erheben wohl Daten von mehr Menschen, als es kleine tun. In der Regel sind Daten dort aber auch bekannt und besser geschützt. Gleichzeitig wissen viele Klein- und Kleinstunternehmen überhaupt nicht, was sie eigentlich für Daten sammeln. Somit wissen sie oft auch nichts von der Notwendigkeit, ebendiese zu schützen. Ob und inwiefern sie personenbezogene Daten verarbeiten ist vielen nicht klar. Das soll jetzt aber nicht das übergeordnete Thema sein.

Ernüchternder Tagesausflug ins Internet


Bei meinen Ausflügen ins Internet habe ich in bestimmt 20 % aller Fälle nicht einmal einen Cookie-OptIn leisten müssen dürfen. Häufig wurde lediglich mit einem “Wir benutzen Cookies, danke” quittiert. Ein schlechte Quote für die Blogosphäre. Einige Sonderlinge boten mir nicht einmal diese Information an. Hinzu kamen noch ganz gewitzte Schlauberger. Einen OptIn für Cookies anbieten, Google Analytics aber als essentiell definieren. Somit konnte ich GA-Cookies nicht abwählen. Fail.

Die meisten dieser Seiten sind von Klein- und Kleinstunternehmern, teilweise aber auch von hauptberuflichen Artikelschreibern und Influencern. Soviel zur Statista-Erhebung. Wer es nicht schafft, auf seiner Website über Cookies zu informieren, der zählt für mich zur Kategorie “noch nicht mit der Umsetzung der DSGVO begonnen”. Hinzu kommen noch diverse Seiten, auf denen Cookies nur scheinbar abwählbar sind. Cookies setzen sie fleißig weiter.

Nachbesserungen in der Umsetzung der DS-GVO nötig!

An dieser Stelle möchte ich auch niemanden an den Pranger stellen. Ganz im Gegenteil. Ich möchte hiermit alle dazu aufrufen, sich an die weitere Umsetzung der DSGVO zu machen. Viele Punkte können vor allem Blogger ohne viel Aufwand umsetzen. Die CRMs geben uns die wichtigstens Tools an die Hand. Häufig sogar kostenlos. Wobei ich nach und nach von dem Gedanken abkomme, Dinge wie DSGVO kostenlos umgesetzt wissen zu wollen.

Dorf und Kirche trennen. Blog und Facebook

Blogs sind auffällig. In vielen Blogs laufen Kommentare immer noch über das Facebook-Kommentar-Plugin. Das ist sicher bequem. Es hat mit Datenschutz aber so rein gar nichts zu tun. Vor allem reduzieren sie selbst ihre Möglichkeiten, Blogkommentare zu erhalten. Alleine heute konnte ich bei sechs Blogs nicht kommentieren. Dort wird ausschließlich Facebook als Kommentarfunktion angeboten. Ich trage sicherlich keinen Datenschutz-Aluhut. Im Gegenteil. Normalerweise klicke ich bei Cookies sogar sehr oft auf “alle akzeptieren”. Vorausgesetzt, ich kenne die Seite. Ein Recht auf Wahlfreiheit habe ich trotzdem. Dorf und Kirche trennen, denn Blog ist Blog und Facebook ist Facebook.

Warum verwendet man nicht die in WordPress native Kommentarfunktion? Vielleicht ergänzt mit einem Plugin wie Antispam Bee?

Ebenso ärgerlich: Immer mehr Seiten müssen gänzlich ohne Kommentarfunktion auskommen. Aus Datenschutzgründen? Oder aus Unsicherheit der Blogger selbst? Wir nehmen uns selbst genau die Funktion, die das Bloggen einst so großartig gemacht hat.

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