Hey! Wir müssen reden! Nachhaltigkeit und Massentierhaltung

Massentierhaltung bzw. Fleischkonsum – ein sensibles und weitreichendes Thema. Es polarisiert und regt zu Diskussionen an. Auch ich habe kein ganz einfaches Verhältnis zu dem Thema. Ich bin Fleischfresser und stehe dazu. Und trotzdem muss ich über mich und meinen Konsum nachdenken. Auch aus Gründen des Klimaschutzes.

Muss es wirklich billig sein?

Viele Dinge und Umstände, die uns heute Probleme bereiten, haben sich in den letzten Jahrzehnten durchgesetzt, weil alles billig sein musste. Allen voran die Themen “Plastik” und “Massentierhaltung”. Erfahre hier, was das Problem an der Massentierhaltung ist. Und was sagen die Mainstream-Medien dazu?

Warum ist Massentierhaltung schlecht? Was sind Haltungsformen?

(Industrielle) Massentierhaltung macht es möglich: Fleisch beim Discounter billig kaufen. Dabei werden Tiere in der Massentierhaltung alles andere als artgerecht gehalten. Das ist kein Geheimnis, aber leider noch nicht im Bewusstsein angekommen. Zu wenig Platz, falsches und / oder gentechnisch verändertes Futter, Medikamente und unwürdige Zustände machen den Industriestall zu einem Ort, den man sich nicht für einen Ausflug vorstellen möchte. Da diese Anlagen häufig nicht einmal Fenster haben, würdest du aber ohnehin nicht viel sehen. Dabei wirbt der Handel mit sogenannten Haltungsformen. Was sie heißen wissen die meisten nicht wirklich und denken, dass selbst “Haltungsform 1” besser ist, als der übliche fensterlose Massenstall.

Supermärkte und Discounter weisen mittlerweile größtenteils “Haltungsformen” aus. Das soll dir als Kunde die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden, ob du billig oder artgerecht kaufst. In der Praxis ist das aber schlichtweg nicht möglich. Laut Greenpeace-Studie ruhen sich fast alle Ketten auf den Haltungsformen 1 und 2 aus. Real weißt sie dazu gar nicht aus – plant das auch nicht. Die Greenpeace-Publikation dazu findest du auf Greenpeace.de.

Was unterscheidet Haltungsform 1 von Haltungsform 2?

Das Ausweisen von Haltungsformen ist für die Märkte freiwillig. Es gibt vier Haltungsformen.

  1. Stallhaltung: gesetzlicher Mindeststandard. Keine Frischluft, häufig kein Tageslicht, gentechnikfreie Fütterung nicht vorgeschrieben
  2. Stallhaltung “plus”: ein bisschen mehr Platz im Stall. Keine Frischluft, häufig kein Tageslicht. Gentechnikfreie Fütterung nicht vorgeschrieben.
  3. Außenklima: Mehr Platz, Zugang zu frischer Luft, gentechnikfreie Fütterung
  4. Premium: Mehr Platz, Haltung nach Bio-Maßstab, Futter muss zum Teil aus eigenem Betrieb kommen
    (Quelle: Focus.de)

Hinweis zum gesetzlichen Mindeststandard: Der Gesetzgeber gesteht einem Schwein einen Platzbedarf von 0,75 m² zu. Vergiss dabei nicht: Ein Schwein wird mit seinen 300 kg bis zu 2,00 Meter lang und 1,10 Meter hoch. Als “Beschäftigungsmaterial” wird in Haltungsform 1 eine bewegliche Kette vorgeschrieben. Spendabel!

Skandal: Die Schweinehaltung hinter Haltungsform 1 (Stallhaltung) und 2 (Stallhaltung plus) verstößt gegen das Tierschutzgesetz und damit gegen die Verfassung.

Quelle: Greenpeace.de

Um es schon an dieser Stelle auf den Punkt zu bringen:

In Deutschland verbraten wir jährlich pro Kopf fast 59 Kilo Fleisch. Kaum verwunderlich. Immerhin ist eine Packung Tiefkühlschnitzel günstiger als ein Blumenkohl.

Klar, wir schaden damit den Tieren. Wer heute noch dagegen argumentieren möchte, der hat wahrscheinlich ganz grundsätzliche, andere Probleme. Aber auch bezogen auf den Klimawandel ist die industrielle Massentierhaltung eine hausgemachte Katastrophe. Massentierhaltung befeuert die Erderwärmung. An dieser Stelle muss man es sagen, wie es ist: Wir fressen uns aus Bequemlichkeit und Geiz um unsere Zukunft.

Im Kommentarbereich eines Artikels von Top Agrar lernt man zudem etwas über die Einstellung von Verfechtern der Massentierhaltung.

Diesen Tierschutzfuzzis kann man es nicht recht machen. Es ist nie genug! Wie denn auch, leben sie doch davon anderen das Leben schwer zu machen. 

Gerhard Steffek, im Kommentar auf topagrar.com

Tierqualen sind Klima-Killer

Beim Thema Klimawandel durch Massentierhaltung geht es nicht primär um CO2 sondern um Methan. Das ist bis zu 25 mal schädlicher für das Klima als CO2 (quarks.de). Laut Umweltbundesamt blasen wir mit einem Kilo Rindfleisch 28 Kilogramm Treibhausgase in die Umwelt. Hochgerechnet auf 59 Kilo Fleischkonsum pro Kopf und Jahr verursacht jeder von uns 1652 Kilogramm Treibhausgase. Nur durch Burger, Steak Co.

Aus weiteren Medien: 2018 hat der Spiegel dazu einen interessanten Artikel veröffentlicht. Hier entlang. Und im Focus hat man ausgelotet, wie die Landwirtschaft in die Massentierhaltung getrieben wird. Und hier ist eine Übersicht dazu, was Der Stern zur Massentierhaltung sagt.

Diese Grafik von “GEO” zeigt dazu, wie lange unsere Fleischlieferanten Nutztiere leben – und wie lange sie leben könnten.

Massentierhaltung: So unterscheiden sich Lebensdauer und Lebenserwartung bei Nutztieren
Quelle: GEO Magazin

Was kann ich gegen Massentierhaltung tun?

Es gibt meiner Ansicht nach keinen Grund, sich bei dieser Frage hilflos zu fühlen. Im Gegenteil. Die Massentierhaltung ist ein Thema, bei dem ich als Kunde wesentlich direkter Einfluss nehmen kann, als bei der Frage, wie Dinge verpackt werden (z. B. plastikfrei). Klimawandel verhindern kann jeder.

So einfach setzt du einen Änderungskreislauf in Gang

Weiderind

1. Anbieter wechseln: Weg von Discounter und Supermarkt

Wenn du Fleisch nicht beim Discounter oder Supermarkt einkaufst, kannst du ein direktes Zeichen setzen. Im Gegensatz zu Konserven oder anderen Waren, merkt der Handel sofort, ob die Nachfrage gesunken ist. Umso mehr sie auf ihrem Fleisch sitzen bleiben, desto weniger werden sie nachbestellen. Geh’ zum Metzger im Ort oder direkt zum Bauern. Dort wird man dir auch direkt Auskunft über die Haltung der Tiere geben können.

Zu teuer? Nein. Teurer? Ja. Natürlich ist das Fleisch beim Bauern wesentlich teurer, als wenn du es beim Supermarkt kaufst. Damit du dir das auch leisten kannst, ist Punkt 2 wichtig.

2. Fleischkonsum reduzieren

Hand auf’s Herz: Wir essen gerne Fleisch. Es schmeckt gut. Noch besser würde es aber schmecken, wenn wir uns auf das besinnen, was noch zu Zeiten unserer Großeltern Gang und Gäbe war. Ich gebe es zu: Das lag nicht daran, weil Oma und Opa nur auf das Tierwohl achten wollten. Es lag schlichtweg am Preis. Und an der Verfügbarkeit. Nicht jeden Tag Fleisch hat sie aber auch nicht umgebracht. Im Gegenteil. Den Wiederaufbau nach dem Krieg haben sie mitgestaltet, obwohl es nur einen Sonntagsbraten gab. Lass uns das auch versuchen!

Neben dem finanziellen Aspekt gibt es auch einen weiteren, der für ein Reduzieren des Fleischkonsums steht. Wenn die Nachfrage vollständig vom Discounter zum örtlichen Bauern wechselt, wird dieser wiederum versuchen die erhöhte Nachfrage zu befriedigen. Das würde er nur durch eine Verschlechterung der Bedingungen umsetzen können und wir wären wieder dort, wo wir herkommen – am Ende.

2.1. Kosten reduzieren

Was häufig außerachtgelassen wird: Die monatlichen Fixkosten reduzieren oder unnötige Abos kündigen. Nimm’ dir mal dein Online-Banking oder einen Kontoauszug vor und schau, wofür regelmäßig Geld abgebucht wird. Sicherlich findest auch heraus, dass du ein Abo kündigen könntest. Auch die ein oder andere Mitgliedschaft kündigen bietet sich oft an. So hast du mehr Geld für Nachhaltigkeit, für das du dich nicht einschränken musst. Das kannst du auch direkt bei kuendigung.org machen. Das spart dir Zeit. Jetzt clever kündigen mit Kuendigung.org.

3. Sprich mit Menschen – missioniere nicht

Es gibt sicherlich Leser, die hier auf knallharte Fakten von PETA und anderen Organisationen warten. Auf aufrüttelnde Bilder, auf detaillierte Beschreibungen der Zustände auf Masthöfen und in Schlachtereien. Ja, die könnte ich dir liefern. Ich hatte es überlegt. Ich möchte hiermit aber niemanden missionieren. Das geht erstens in die Hose, zweitens habe ich den Stein der Weisen nicht gefunden. Mach du es ähnlich. Schockiere die Leute nicht. Wenn sich jemand mit dir darüber unterhält, nimm die Gelegenheit wahr. Aber stell dich nicht neben jemandem mit einem Burger und erzähl’ ihm, wie böse das alles ist. Du weißt nicht, ob er sich vielleicht diesen Burger als einzige Fleischmahlzeit der Woche gegönnt hat.

4. Lebe es deiner Familie vor

Du hast kleine Kinder? Erzähl ihnen bitte keine Horrorgeschichten über die Tierhaltung. Es ist nicht das Problem der Kinder, dass man sie bisher damit gefüttert hat. Sie tun einfach nur das, was ihr Umfeld, also erstmal die Familie, vorlebt. Lebe einen nachhaltigen Lebensstil vor. Sei nicht extrem dabei. Aber transparent. Wenn deine Kinder fragen, warum es plötzlich nicht mehr jeden Tag Fleisch gibt, sprich über dich, nicht über die Qualen der Tiere. Erzähle ihnen, dass du eingesehen hast, dass das nicht gut ist. Nicht gut für dich, nicht gut für die Tiere und nicht gut für die Natur. Kleinkinder wollen meist keine Details. Sie wollen dich nur verstehen und Impulse, warum das richtig ist, was du als ihr Vorbild tust.

Make meat great again

Viele Worte. Danke, dass du bis hier her gelesen hast! Über 1 000 Worte bisher. Und doch habe ich dir noch nicht alles gesagt, was ich dazu sagen möchte. Ich werde mich sicherlich noch mit dem ein oder anderen Beitrag zu dem Thema melden. Lass uns jetzt loslegen und etwas verändern. Spätestens das nächste mal bei Aldi. Geh’ ohne Fleisch heim. Freue dich auf den einen Tag in der Woche, an dem du Fleisch essen wirst. Das wird großartig! So wird dein Steak, Braten oder Burger zu einem Highlight der Woche. Ich werde das jetzt auf jeden Fall so machen!

Mach Fleisch wieder großartig!

Sonstige Hinweise:

Auch interessant: Klima-Killer – Smartphone. 3 Gründe, warum du KEIN neues Smartphone brauchst.

Titelbild von Matthias Zomer von Pexels

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